Folgeauswertung des EKN vom Juni 2022
In einer Sonderauswertung des EKN von 2014 wurde für die Samtgemeinde Bothel für die Diagnosejahre 2003 – 2012 eine erhöhte Häufigkeit für die Diagnosen Leukämien und Lymphome (ICD-10 C81 – C96) bei Männern festgestellt. Der Landkreis Rotenburg bat das EKN mit Schreiben vom 03.09.2019 um eine Folgeauswertung. Für die Samtgemeinde Bothel sollte demnach untersucht werden, ob sich die Erhöhung von hä-matologischen Krebsneuerkrankungen bei Männern in den Jahren 2013 – 2018 fortsetzt.
In der aktuellen Folgeauswertung zeigt sich, dass die Krebshäufigkeit der Diagnosejahre 2013 – 2018 in der SG Bothel für Leukämien und Lymphome bei Männern mit 21 beobachteten Fällen und 16,0 erwarteten Fällen nicht statistisch signifikant erhöht ist. Als Vergleichsregion diente der Bezirk Lüneburg.
Kurzfassung des Berichtes (pdf, 49 KB)
Langfassung des Berichtes (pdf, 253 KB)
Bericht des EKN vom September 2014
Diese Sonderauswertung wurde auf Anfrage des Landkreises Rotenburg vom 13.06.2014 durchgeführt. Das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) wird darin um eine Untersuchung der Häufigkeit von Krebserkrankungen in der Samtgemeinde (SG) Bothel gebeten. Hintergrund ist eine Anfrage und eine Unterschriftensammlung einer Bürgerinitiative im Landkreis Rotenburg zu einer vermuteten Krebshäufung in der Bevölkerung, ausgelöst durch die Erdgasförderung in Söhlingen (einem Ortsteil der Gemeinde Hemslingen, die Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Bothel ist). Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern mehrerer Bürgerinitiativen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gesundheitsamtes des Landkreises, des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) und der Vertrauensstelle des EKN, hat die Anfrage gemeinsam erarbeitet. In der Anfrage werden die zu betrachtenden Diagnosegruppen, der Untersuchungszeitraum und das Untersuchungsgebiet festgelegt.
Für die Samtgemeinde Bothel sollte untersucht werden, ob für zwölf verschiedene Diagnosegruppen über den Zeitraum von 2003 bis 2011 bzw. 2012 eine erhöhte Krebshäufigkeit vorliegt.
Als Ergebnis zeigte sich, dass die Anzahl der hämatologischen Krebserkrankungen (ICD-10 C81-C96) bei Männern statistisch signifikant erhöht ist. Es wurden bei den Männern 41 Neuerkrankungen für den untersuchten Diagnosezeitraum von 2003 – 2012 beobachtet bei erwarteten 21,3 Fällen.
Befragung der Bürgerinnen und Bürger zu den erhöhten Krebsfällen in der Samtgemeinde Bothel durch den Landkreis Rotenburg
Zur Ursachenforschung hat der Landkreis Rotenburg eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Samtgemeinde initiiert. Im November 2014 wurden alle 6.978 Einwohnerinnen und Einwohner der Samtgemeinde Bothel mit einem Fragebogen angeschrieben und zu eigenen hämatologischen Erkrankungen oder zu solchen bei Angehörigen befragt.
Die Auswertung der Ergebnisse der Befragung erfolgte in mehreren Schritten. Grundsätzlich sollte dabei nach Gemeinsamkeiten der Fälle gesucht werden, die die erhöhte Rate von Krebserkrankungen erklären könnten.
In dem nun vorliegenden Bericht werden das Vorgehen und die Ergebnisse beschrieben, die das Gesundheitsamt des Landkreises Rotenburg (Wümme) mit Unterstützung des Landesgesundheitsamtes ermittelt hat.
Den Bericht des Landkreises Rotenburg vom April 2017 finden Sie hier. (pdf, 3 MB)
Dieser Bericht enthält zudem eine explorative Auswertung im Rahmen eines Fall-Kontroll-Ansatzes durch den Arbeitsbereich Umweltepidemiologie des NLGA. Es zeigten sich Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der räumlichen Nähe zu Erdgasförderstellen sowie Bohrschlammgruben und dem Auftreten der hämatologischen Krebserkrankungen.
Daher empfahl das NLGA eine niedersachsenweite epidemiologische Studie, in der ähnlich wie bei den Auswertungen zu Bothel – aber auf ein deutlich größeres Untersuchungsgebiet übertragen – ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten hämatologischer Krebserkrankungen und der räumlichen Wohnnähe zu Anlagen der Erdgasförderung bzw. zu Bohrschlammgruben untersucht werden soll.
Mit der Neufassung des Gesetzes über das Epidemiologische Krebsregister vom Dezember 2012 war es ab dem Diagnosejahr 2013 möglich, im Rahmen genehmigter Forschungsvorhaben auch sehr kleinräumige Geokoordinaten des Wohnortes zum Zeitpunkt der Diagnose auszuwerten. Als Studiendesign wurde daher ein register-basiertes Fall-Kontroll-Design gewählt, bei dem auf die im EKN erfassten Datensätze zurückgegriffen werden konnte. Daten zur Kohlenwasserstoffförderung in Niedersachsen wurden vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zur Verfügung gestellt.
Befragung der Bürgerinnen und Bürger zu den erhöhten Krebsfällen in der Samtgemeinde Bothel durch den Landkreis Rotenburg
Der Auftrag für die Durchführung dieses Forschungsvorhabens wurde im Dezember 2017 vom Niedersächsischen Sozialministerium an das Klinikum der Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (LMU) vergeben; die Durchführung erfolgte in enger Kooperation mit dem EKN. So wurden aus Datenschutzgründen alle Auswertungsschritte, bei denen kleinräumige Geokoordinaten von Erkrankungsfällen benötigt wurden, ausschließlich in den Räumlichkeiten der Registerstelle in Oldenburg durchgeführt.
Der Abschlussbericht der Studie, Zusatzauswertungen und weitere Informationen zum Thema sind auf den Internetseiten des NLGA zu finden.