Zu den grundlegenden Aufgaben des EKN gehört, das Auftreten und die Trendentwicklung von Tumorerkrankungen zu beobachten und statistisch-epidemiologisch auszuwerten (GEKN §1 Absatz 2 Nr.1). Hierunter fallen auch Untersuchungen möglicher Häufungen von Krebserkrankungen auf regionaler Ebene. Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und mit Zustimmung der kommunalen Verbände Niedersachsens hatte das EKN in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) ein Konzept zum frühzeitigen Erkennen möglicher regionaler Häufungen von Krebserkrankungen auf Gemeindeebene entwickelt. Dieses wurde im Rahmen des gemeindebezogenen Krebs-Monitorings in den Jahren 2014 – 2024 angewandt.

Grundlage des Monitorings waren die Daten zu Krebsneuerkrankungen auf Ebene der Gemeinden Niedersachsens, wobei Gemeinden unter 5.000 Einwohnern mit Nachbargemeinden desselben Kreises zu sogenannten ‘regionalen Beobachtungseinheiten’ (ReBe) zusammengefasst wurden.

Das Konzept des regionalen Monitorings umfasste zwei aufeinander aufbauende Phasen, eine Suchphase und eine sich daran anschließende Beobachtungsphase. Ziel der Suchphase war es, auf Grundlage der Daten eines Zeitraumes von fünf Jahren diejenigen Gemeinden zu identifizieren, die im Vergleich zu Niedersachsen eine unerwartet hohe Zahl von Neuerkrankungen aufwiesen. Die Entscheidung, welche Gemeinde als auffällig eingestuft wurde, erfolgte nach einem in der Epidemiologie etablierten statistischen Verfahren (Berechnung des Standardized Incidence Ratio – SIR, dem Verhältnis der beobachteten zu der erwarteten Fallzahl, einseitig getestet, Irrtumswahrscheinlichkeit 5%). Da die in der Suchphase festgestellten “Auffälligkeiten” zum großen Teil ein Ergebnis von Zufallsschwankungen waren, waren diese Auffälligkeiten in einem nächsten Schritt weiter abzuklären.

Dies erfolgte in der sich unmittelbar an die Suchphase anschließenden prospektiven Beobachtungsphase: Die in der Suchphase auffälligen Gemeinden wurden mit aktuellen Daten statistisch darauf überprüft, ob der Verdacht auf eine Erhöhung sich bestätigte oder zu verwerfen war. Das verwendete statistische Verfahren ist der Sequential Probability Ratio Test (SPRT). Eine exemplarische Darstellung des Vorgehens in der prospektiven Beobachtungsphase, aufbauend auf den Ergebnissen der Suchphase, enthält Abbildung 1.

Die Beobachtungsphase galt für eine Gemeinde, in der eine Auffälligkeit in der Suchphase ermittelt wurde, dann als beendet, wenn sich der Verdacht auf eine mögliche Erhöhung nicht bestätigte. Trat jedoch der Fall ein, dass die Auffälligkeit in der Beobachtungsphase bestätigt wurde, informierte das EKN die kommunale Gesundheitsbehörde des Landeskreises, in der die betroffene Gemeinde angesiedelt war, über die Erhöhung. Nach dem Niedersächsischen Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (NGöGD) gehörte die weitere Abklärung zu den Aufgaben der zuständigen kommunalen Gesundheitsbehörde.

Die Konzeption des Monitorings wurde 2014 im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht
(Bundesgesundheitsblatt 57: 33 – 40, 2014).

Abbildung Monitoring
Abbildung 1: Exemplarische Darstellung der Komponenten des Monitorings im EKN (SP Suchphase, BP Beobachtungsphase)
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