Zu den grundlegenden Aufgaben des EKN gehört, das Auftreten und die Trendentwicklung von Tumorerkrankungen zu beobachten und statistisch-epidemiologisch auszuwerten (GEKN §1 Absatz 2 Nr.1). Hierunter fallen auch Untersuchungen möglicher Häufungen von Krebserkrankungen auf regionaler Ebene. Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und mit Zustimmung der kommunalen Verbände Niedersachsens hat das EKN in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) ein Konzept zum frühzeitigen Erkennen möglicher regionaler Häufungen von Krebserkrankungen auf Gemeindeebene entwickelt.
Grundlage des Monitorings sind die Daten zu Krebsneuerkrankungen auf Ebene der Gemeinden Niedersachsens, wobei Gemeinden unter 5.000 Einwohnern mit Nachbargemeinden desselben Kreises zu sogenannten ‘regionalen Beobachtungseinheiten’ (ReBe) zusammengefasst werden.
Das Konzept des regionalen Monitorings umfasst zwei aufeinander aufbauende Phasen, eine Suchphase und eine sich daran anschließende Beobachtungsphase. Ziel der Suchphase ist es, auf Grundlage der Daten eines Zeitraumes von fünf Jahren diejenigen Gemeinden zu identifizieren, die im Vergleich zu Niedersachsen eine unerwartet hohe Zahl von Neuerkrankungen aufweisen. Die Entscheidung, welche Gemeinde als auffällig eingestuft wird, erfolgt nach einem in der Epidemiologie etablierten statistischen Verfahren (Berechnung des Standardized Incidence Ratio – SIR, dem Verhältnis der beobachteten zu der erwarteten Fallzahl, einseitig getestet, Irrtumswahrscheinlichkeit 5%). Da die in der Suchphase festgestellten “Auffälligkeiten” zum großen Teil ein Ergebnis von Zufallsschwankungen sind, sind diese Auffälligkeiten in einem nächsten Schritt weiter abzuklären.
Dies erfolgt in der sich unmittelbar an die Suchphase anschließenden prospektiven Beobachtungsphase: Die in der Suchphase auffälligen Gemeinden werden mit aktuellen Daten statistisch darauf überprüft, ob der Verdacht auf eine Erhöhung sich bestätigt oder zu verwerfen ist. Das verwendete statistische Verfahren ist der Sequential Probability Ratio Test (SPRT). Eine exemplarische Darstellung des Vorgehens in der prospektiven Beobachtungsphase, aufbauend auf den Ergebnissen der Suchphase enthält Abbildung 1.
Die Beobachtungsphase gilt für eine Gemeinde, in der eine Auffälligkeit in der Suchphase ermittelt wurde, dann als beendet, wenn sich der Verdacht auf eine mögliche Erhöhung nicht bestätigt. Tritt jedoch der Fall ein, dass die Auffälligkeit in der Beobachtungsphase bestätigt wird, informiert das EKN die kommunale Gesundheitsbehörde des Landeskreises, in der die betroffene Gemeinde angesiedelt ist, über die Erhöhung. Nach dem Niedersächsischen Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (NGöGD) gehört die weitere Abklärung zu den Aufgaben der zuständigen kommunalen Gesundheitsbehörde.
Die Konzeption des Monitorings wurde 2014 im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht
(Bundesgesundheitsblatt 57: 33 – 40, 2014).