Änderung der altersspezifischen Raten beim Prostatakarzinom – Hinweise für Effekte des PSA-Screenings?
Das Prostatakarzinom ist beim Mann die häufigste Krebserkrankung; bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen steht es an dritter Stelle. Da fortgeschrittene Tumorstadien nicht mehr kurativ therapiert werden können, ist eine Prävention im Sinne von Früherkennung wichtig. Während in den USA seit 1986 als Screeningmaßnahme die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) routinemäßig eingesetzt wird, wird in Deutschland eine PSA-Bestimmung nur auf speziellen Wunsch durchgeführt. Der Grund hierfür ist, dass der Nutzen dieser Untersuchung kontrovers diskutiert wird, weil es insbesondere im höheren Alter langsame Krankheitsverläufe gibt, die nicht therapiert werden müssten. Da derzeit keine sicheren Unterscheidungskriterien hinsichtlich der Progressivität der Tumoren existieren, ist es nicht zu vermeiden, dass in einem gewissen Umfang Männer belastenden Therapien mit z.T. schwerwiegenden Nebenwirkungen unterzogen werden, die davon keinen Vorteil haben (‘Überdiagnosen’). Über die Bedeutung des Einsatzes des PSA-Screenings in Deutschland gibt es bisher kaum gesicherte Daten. Da sich durch ein Screening jedoch Inzidenz- und ggf. auch Mortalitätsraten deutlich verändern können, versucht das EKN für Niedersachsen den Einfluss des Screenings auf die Inzidenz- und Mortalitätsraten näher zu untersuchen.
In einem ersten Ansatz wurden amerikanische Inzidenz- und Mortalitätsangaben mit deutschen bzw. niedersächsischen Zahlen verglichen. In den USA folgte einem steilen Inzidenzanstieg über mehrere Jahre ein ebenso deutlicher Abfall und in den letzten Jahren war die Zunahme nur noch gering. In Deutschland (zumindest im Saarland) ist seit Ende der 1980er Jahre ein deutlicher Anstieg an Neuerkrankungen zu beobachten, ohne dass jedoch das Niveau der USA bisher erreicht wurde. Seit 1991 ist in den USA ein anhaltender Rückgang der Mortalität am Prostatakarzinom zu beobachten.
Vergleichende Auswertungen wurden auf der 1. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) im September 2006 in Greifswald als Poster vorgestellt.